Geburtsbericht Tabita (*17.02.2013)

                                                                                                                              

Ich hatte durch meine Schwägerin vom Geburtshaus Glühwürmchen erfahren und als ich das erste Mal in meinem Leben einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, war ich mir von vornherein sicher, dass ich für die gesamte Schwangerschaft zur Vorsorge dorthin wollte. Das lag zunächst vor allem an meiner Angst vor einem Frauenarztbesuch (für mich sind Frauenärzte ähnlich furchteinflößend wie für andere Leute Zahnärzte). Im Verlauf der Schwangerschaft sollten allerdings noch viele weitere gute Gründe hinzukommen, die mich in meiner Entscheidung fürs Geburtshaus bekräftigten. Einer davon war, dass alle Hebammen im Geburtshaus Christinnen sind und der Glaube für sie eine zentrale Rolle spielt, was man auch an ihrer Arbeit merkt.

Zu einem ersten Gespräch war ich in SSW 6+0. Mir wurde mein Mutterpass ausgestellt, vieles über das Geburtshaus erzählt und die Räumlichkeiten gezeigt. Ich habe mich sofort wohlgefühlt. 

Tatsächlich war ich während der gesamten Schwangerschaft nur zweimal bei einer Frauenärztin, davon einmal mehr oder weniger unfreiwillig: Mein Chef hatte mich gebeten, mich um ein Beschäftigungsverbot zu bemühen, da ich wegen Übelkeit und Erbrechen länger krank geschrieben wurde als ihm lieb war. Nichts gegen die Frauenärztin – ich war durchaus sehr zufrieden mit ihr. Aber die Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus waren für mich wesentlich angenehmer. Dort herrscht einfach eine andere Atmosphäre als in einer Arztpraxis und das Verhältnis zu den Hebammen ist ein ganz anderes als zu einem Arzt. Mir hat sehr gefallen, dass die Hebammen sich stets jede Menge Zeit für mich nahmen und mich motivierten Fragen zu stellen oder zu erzählen, wie es mir gerade ging. Außerdem verzichtet man im Geburtshaus dankenswerterweise größtenteils auf vaginale Untersuchungen. Das war einer der Gründe, warum ich nur ungern zum Frauenarzt gegangen bin – ich habe einfach ein Problem mit der Vorstellung, dass eine gänzlich fremde Person sich mit Stellen meines Körpers befasst, die normalerweise für Fremde tabu sind. Im Geburtshaus dagegen hatte ich fast die ganze Schwangerschaft lang Zeit, die Hebammen kennenzulernen und mich darauf einzustellen, dass eine Muttermunduntersuchung irgendwann unvermeidlich sein würde.

Bei der Wahl des Geburtsortes stand das Geburtshaus ebenfalls von Anfang an ganz vorn auf der Favoritenliste. Ich habe mir zwar auch verschiedene Krankenhäuser angesehen, doch das trug eher dazu bei, dass mir immer klarer wurde: Ich will zur Geburt in kein Krankenhaus. Außerdem gefiel mir die Sichtweise der Hebammen, dass eine Geburt in erster Linie kein medizinischer sondern ein natürlicher Vorgang ist, in den im Normalfall nicht eingegriffen werden muss.

An einem Sonntag war es soweit. Ich wachte gegen 2.10 Uhr auf und hatte Wehen, war mir aber nicht sicher, ob es wirklich jetzt losgehen würde. Ich ging also erst mal aufs Klo, wieder ins Bett, wieder aufs Klo und wieder ins Bett. Da ich die Hebamme nicht mitten in der Nacht umsonst rausklingeln wollte, entschied ich mich für den Badewannentest, um sicherzugehen, dass es kein Fehlalarm ist. Ich bat meinen Mann, auf die Wehenabstände zu achten. Nach einer Weile meinte er, sie kämen aller 5 Minuten oder öfter. Inzwischen war ich auch ziemlich zittrig und etwas verkrampft.

Es muss kurz nach 4 Uhr gewesen sein, als wir mit Sandra telefonierten und uns für 5 Uhr im Geburtshaus verabredeten. Mein Mann machte alles für die Fahrt startklar, während ich aus der Wanne stieg. Nun wurde es allerdings ziemlich heftig, sodass ich selbst kaum noch in der Lage war, die Situation vernünftig einzuschätzen. Glücklicherweise bin ich gesegnet mit einem wirklich coolen Ehemann, der die Ruhe bewahrte und entschied: „Das schaffen wir noch! Wir fahren jetzt los.“ Zusammen schafften wir es mit viel Mühe, mir ein paar Klamotten überzustreifen und den Weg bis zum Auto zurückzulegen. Trotz Schneewetter verließ ich das Haus in Hausschuhen, denn ich war beim besten Willen nicht mehr in der Lage, meine Winterstiefel anzuziehen. 

Als mein Mann beim Einsteigen sagte, ich solle mich melden, falls er anhalten soll, dachte ich: ‚Du machst wohl Witze! FAHR!‘ Sandra hatte uns extra nochmal angerufen, um uns vor den glatten Straßen zu warnen, aber Gott sei Dank kamen wir gut durch den Schnee. Während der Fahrt ließen die Wehen mir kurz Zeit zum Verschnaufen – vielleicht hatte mein Unterbewusstsein einfach beschlossen, dass das Baby drin bleiben müsse, bis wir an Ort und Stelle waren. Als wir direkt vorm Eingang zum Geburtshaus ausstiegen, platzte die Fruchtblase (perfektes Timing: Der Autositz blieb gerade so trocken!) und sofort setzten auch die Wehen mit Volldampf wieder ein. Wir ließen alles stehen und liegen und schleppten uns hinein. Ich dachte: ‚Jetzt hab ich es bis hierher geschafft, jetzt will ich auch in dieses schöne lila Zimmer!‘ Sandra half mir erst an den Wickeltisch und bot mir dann an, mich vors Bett zu knien, was ich auch tat.

Um 5.11 Uhr war es schon da, unser „Turbobaby“, wie Sandra es nannte. Mit einer solchen Blitzgeburt hätte ich nie gerechnet, besonders nicht beim ersten Kind. Ich hörte als erstes etwas hinter mir schreien, dann schob Sandra unser Kind unter mir durch, damit mein Mann und ich es gleich begrüßen konnten. Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass wir jetzt eine kleine Tochter haben. Sandra sprach ein kurzes Dankgebet und ich nahm Tabita in meine Arme. Anschließend half Sandra uns beiden ins Bett, während mein Mann unseren Geburtskoffer holte und das Auto ordentlich parkte. Erst jetzt hatte ich Zeit, um die gemütliche Beleuchtung und die leise Musik zu bemerken. Ich bin immer noch beeindruckt, dass Sandra trotz der schwierigen Straßenverhältnisse und der relativ weiten Anfahrt nicht nur vor uns dort war, sondern auch alles hübsch für uns vorbereitet hatte. Wir durften eine Weile zu dritt kuscheln, dann kam die Nachgeburt und die Hebammen schauten nach Geburtsverletzungen. Wunderbarerweise war mein Damm völlig heil geblieben. Der stolze Papa durfte unser Kind abnabeln. Danach gab es für Tabita die erste Milchmahlzeit und später die U1. Nach einer weiteren Kuschelrunde zog mein Mann unsere Kleine an, während ich duschen ging. Schließlich traten wir kurz vor 9 Uhr die Heimfahrt an.

Die Geburt war zwar ziemlich anders als ich es mir vorgestellt hatte. Aber trotzdem kann ich voller Freude sagen: Es war eine Geburt, wie ich sie mir schöner nicht hätte wünschen können. Ich bin den Hebammen des Geburtshauses von ganzem Herzen dankbar für die tolle Begleitung während der Schwangerschaft, der Geburt und der Wochenbettzeit. Es war alles so wunderbar ruhig, gemütlich und so liebevoll.

 

Seid lieb gegrüßt von Lukas & Sindy & Tabita